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Anton Pachulke - für'en Stadtrat Liebe Genossinnen un Genossen von unsere alte Tante "ÄBEDE" (SPD).

 

Iin diesen, unser Stammlokal "Zum stiefen Pitter" gibbet ein besonderen Tagespunkt-Anlaß. Dat mit'te Satzung is so, - dat will ich mal laut Pagraph - naja ihr kennt den ja - so sagen, dat einen Kanidat zu verkünden sein muß, als einen Reprätentanten für unsere ÄBDE in den Stadtrat, seine Interessen vertreten tun kann.  Als euern vorgesetzten Vorsitzer prokulamiere für dat hohe Amt unser alten Kumpel un Genossen,  -  Anton Pachulke  -  vor, oder hat einen wat dagegen zu moppern, aber ihr  dat hat bei mich sowieso keinen Zweck, weil dat Oppositionieren bei mich nich inne Tüte kommt - Basta.  Ihr kennt doch noch vonnet letzten Stiftungsfete, als den Anton dat schöne Lied anstimmen tat. "Brüder zur Sonne un Freibier". Ihr müßte also wissen, wat unseren Freund und Kupferstecher Anton für töfften Kerl is - oder ihr werdet den noch kennen lernen.  In unser Parteitradition isset seit unsern unvergeßlichen August Bebels Zeiten schon von Annotobak immer Ouso gewesen, dat den Kanidaten für uns quasi als Reputation einen Wahlkrampf-Aufruf  - ein kleinet Späßken am Rande ausser den Protokoll muß auch mal sein - also nix für ungut - ich mein also eine Manifest-Rede über seinen Persönlichkeitswert und  seinen Regierungs-Programm-Punkten zum Besten zu geben muß.  Ich frage Dir, meinen lieben Genossen und Spezi - Anton Pachulke - feierlichst, ob du die  Nummerierung  annehmen tus - und nach deinen unmistverständlichen "JA" verteile ich  Dich hiermit und heute für meinen Wunsch-Genossen - den geliebten Anton Pachulke - mit einen herzhaften "Glückauf und Freundschaft" sein Wort.   "Meinen hochgestellten ersten Vorgesetzten und lieben Mit-Genossinnen und Genossen von unser uralten ÄBEDE - mich bleibt die Spucke weg für diese erschütternde Ehre die mich so ungehoft von euch erteilt wird. Meine Erna, eine geborene Mollenhauer, die alle von Euch ja schon mal näher gekannt haben, sachte noch gestern im Bett zu mich, du muss mehr aus dich machen un nich immer deine Leuchte unter den Tisch stellen.   Un eh man sich versehen hat, steht man mitten innen Licht vonne Publizität, so daß ich  zunächst alle von Euch aus meine tiefe Seele danken tuen will.  Wat soll ich nu von meine Persönlichkeit, zu der mich eigentlich nix besonderes einfält in alle meine Bescheidenheit zum Besten geben, ausser, daß ich schon immer gemerkt haben, dat  in meinen inneren Kern mehr steckt als man annimmt. Deshalb will ich herausheben, wat ich schon für unser gemeines Wohl und den ganzen Staat mit meine Zivilcorage un mit mein Kämpferherz gedient habe.   Et war vor ein paar Jahre inne Kolonie, da erspähte ich, wie dat Mütterken, die bei den Metzger Speckmann umme Ecke wohnt, vonnen Rollator sich auffe Parkbank pflanzen  wollte. Und da hättet ihr mal Anton Pachulke leibhaftig erleben sehe müssen, wie ich  vonnen Terantel gestochen, schreiend auf dat Mütterken lossprang und ihr im letzten  Moment schnappte un zu sie sachte  "Sinze denn lebensmüde. Haben se nich gerafft,  dat dat ganze Brett schon vonne Bank kaputt gefault ist und sie auf ihr Allerwertesten  geknallt wären. Dann hab ich se mit ihr Fahrgestell auf dat Mäuerken gesetzt, damit se  wieder bei sich beikommt. Dat arme Mütterken, dat ich Leib und Leben gerettet hab, standen vor lauter Danksagungen die Tränen in die Augen un sie meinte, wie se dat  wieder an mich gutmachen wollte. Ich hab sie dann gesacht, dat se sich mal durch  ihren Kopp gehen lassen könnte, auf ihre alten Tage noch inne ÄBDE eintreten zu müssen. Und wat ich sie sage, ne Woche später war se in unsere Partei reingetreten.  Und wat meinen se, nach diesen schrecklichen Vorfall bin ich nach unser Rathaus  gestürmt zu den Bürgermeister, einen von den Schwatten, und dann hab ich den den "Arschgeblasen geblasen" - Ihr wißt schon dat ich sonst nich so odonär bin, aber ich war so innen Brass, dat ich meine Kinderstube vergessen habe. Dann hab mich den Kerl vergeköppt un in dat ganze Amtgebäude geschrieen, dat die Schwatten die ganze Stadt vergammeln lassen un dat man seines Lebens nich gesichert sein bei denen  ihre Politik. Den hab ich angezeicht, dat er durch seine Schlamperei dat Mütterken auf sein Gewissen geladen hat und dat et nur durch dat herzhafte Eingreifen vonne ein aufgeopferten ÄBEDE-Genossen einen vorsätzlichen Körperverletzung mit Todesfolgen vereitelt war. Dann hab ich noch aufgerufen, dat ich dat Volk sei un dat er für die Amteidverstoßung sofort zurückgetreten werden müßte, wenn er noch ein Splitter von  Anstand in sein Leben hätte.  Die Erna hat dann überall herumgetragen, wat für ein Kämpferherz in ihren Mann seine Brust schlagen tut un dat ich nich vor Titel un Kronen halt machen täte. Nun haben se wohl genug erlebt, aus welchen Holzstamm eueren Genossen Anton Pachulke rausgehauen is.  Un nun zu meinen Regierungsprogrammpunkte als eventoellen Ratsherren von meine Stadt, die wat Besseres verdient nötig hat:  Mit meine ganze Kraft und Saft will ich mir für mehr sozialistische Grechtigkeitsgleichheit einsetzen. Als erstes werden die Bretter von alle Parkbänke inspekziert. Der Bus vonne  Linie 28 wird dann direktens vor die Kneipe von unseren "Zum stieffen Pitter" als Halte- stelle eingerichtet werden und jeden Wochenende ne Sonderfahrt nachts durchführen,  wenn dortens Feierabend is un wennet morgens noch bis Fünfuhr is. Unser Vorwärts wird als wertvollen Inhalt in dat Stadtanzeigen-Käseblättken als Kulturenförderung beigelegt. An den Adenauerplatz die Sackgasse, die Kohlstrasse heißt, soll in Karl Liebknecht-Allee umgetauft werden. An den Geburtstag von unser großen Willy soll die Blaskapelle  "Halbe Staublunge" dat ergriffene Lied "Wann wir maschieren Seite an Seite" oder so ähnlich auf den Rathausplatz aufspielen. Für unsere Rosa aus Luxenburg wird für dat Gedenken von ihren Leben  an ihren Todestag jeden Monat die rote Fahne auf die  öffentliche Straße vor unser Vereinslokal aufgehißt. Lieben Genossinnen und Genossen, ihr seht, dat mit mich unsere von die Schwatten total versaute Stadt zu eine sprießende Zukunft reingeführt wird un alle Mütterkens ein langes  und abgesichertes Leben gewährleistet haben.   Euern Anton Pachulke steht an die Seite von alle Bürger und nimmt jeden mit, ob er will oder nich. Packt mich an mein Portemanne, dat ich keinen von die ganze Stadt allein lassen will."  Ergriffen von seiner flammenden Rede sank Anton Pachulke auf seinen Stuhl nieder und kippte sich hintereinander zwei Bierchen und die entsprechenden Kurzen herunter. Nicht endenwollender Beifall brauste durch den Saal. Anton, Anton - Rufe waren noch  bis auf den Toiletten zu hören.   Der Vorsitzende rief mit sich überschlagender Stimme:"Genosse Anton, wer hätte dat von  dich gedacht. Vonnen grauen Maus bisse zu nen brüllenden Löwengestalt gesteigert un vonnen leeren Blatt hasse en ganzes Buch beschrieben. Ein neuen Geist geht durch unsere ÄBEDE und reißt alle vonnen Hocker runter, so können nur Siegerkarismatiker auf nich vorhande Höhen schweben. Laßt uns nun zu die alles entlösenden Urabstimmung aufgerufen werden und an den Urnen treten."  Nach Abstimmung und Auszählung gab der Vorsitzende das Ergebnis der Kandidatenwahl bekannt.  " Unseren hochgejubelten und verdienstvollen Genossen Anton Pachulke wurde mit hundert Promille, Entschuldigung, aber ich bin noch ohne Fassung, also mit keine Gegenstimme und  ohne Enthaltung selbstens von unser Anton nich, als neuerlichen Rats-Kanidat gewählt. Dat hat es nich mal bei unser Willy geschafft. Sowat is histerisch und geht in die Analen von  unsere Parteitage ein. Mich bleibt mit volle Rührung nur noch, dich zu gratulieren zu deinen    fulminosen Wahlsieg und dat dich für immer dat Glück an deine Seite steht."  Der Abgesang.    Eine Woche nach dieser ergreifenden Rede fuhr Anton Pachulke in erkennbaren Schlangen- linien die Straße "An der Köttelbecke" in Richtung Kläranlage entlang und wurde von der Polizei  angehalten. Anton Pachulke geriet außer sich. Seine Äußerungen anläßlich dieses Vorfalls waren am Folgetag im Stadtanzeiger detailliert, wie folgt, nachzulesen und lösten eine an einen skandalgrenzenden Empörung zum Schaden seiner Partei aus.   "Wat is den jetz hier los? Wat fällt Se eigentlich ein, mir hier so aus in volle Fahrt mit volle Pulle  einfach mich dabei zu stoppen. Ich glaub, ich bin innen Wald. Fällt Sie nix Besseres ein?  Jetz kommen se mich auch noch pampich. Denken Se bloß nich, wen Se vor sich haben. Un jetz schreiben Se sich dat hinter Ihre Löffels, dat Anton Puchulke vor Se steht. So nun wissen Se mal, mit wessen Geisteskind Se zu tun haben. Bald bin ich in diese Stadt annen Ruder un dann können wat erleben. Vielleicht sind Se dann die längste Zeit en Schupo gewesen. Wissen Se eigentlich, dat ich schon so quasi immun bin und Sie machen mich  zu sowat wie ne Majitätsbeleidigung als Reprändant vonne Stadt. Sonne Sauerei, wat Se  hier mit mich machen tun, wo ich mir für dat ganze Staatswesen mit unser Partei den Arsch aufreißen tu. Meine Erna sachtet et auch immer, Anton, -  warum tusse dich dat  eigentlich allet an. Für dat gemeine Wohl von alle Bürger muß ich die Bierkes mit die  Kurzen schlucken, bis nix mer geht un dann kommen Se mich auch noch so dämlich vor. Aber dat wird noch en Nachfolgespiel für Ihnen haben, da können Se einen drauf  trinken. Gut dat der Herr Hempel von dat Käseblättken, wo sich Stadtanzeiger schimpft,  grade hier is und die ganze Staatsgewaltsache gegen mir in die Öffentlichkeit publuszieren muß. Lieben Herrn Hempel von Ihre schwatte Lügenpresse, lassen Se sich dat von mich  für ein un alle malen gesacht sein, wehe Se drehen dat zu ne Vorleumdung vonne  ÄBEDE um, dann schick ich Se unser "Vorwärts" auffen Hals, da können se einen drauf  lassen. Schreiben Se also, dat mich von die Lümmels die Freiheit beraubt wurde, dat ich in schlimmste Art und Weise difformiert und mich meine Bürgerrechte abhanden genommen wurden.   Ich mach diese Scheiß Bullen dafür verantwortlich, dat meine ganze Menschenwürde von solche hergelaufenen Dreckstypen innen Dreck getreten wurde - Is doch wahr! -. Mit Anton Pachulke können se nich so rumspringen, wie ich will, denn schließlich bin ich  das Volk, wenn se dat in Euern doofen Beamtenkopp noch nich geschnallt habt."  Wortgetreu waren die erregten Worte von Anton Pachulke am nächsten Tag im Stadtanzeiger nachzulesen. Seiner Partei blieb aufgrund der überregionalen Empörungswelle keine andere Wahl, als seine Kandidaur aufzuheben und ihn wegen parteischädigendes Verhalten aus der Partei kraft eines spontan anberaumten Parteiausschlußverfahrens aus der Partei auszu-schließen.  Darauf verbrannte Anton Pachulke sein Parteibuch auf dem Marktplatz und sprach die gewichtigen Worte. "Hier stehe ich, ich kann auch noch ganz anders! Verdammte Scheiß-ÄBEDE-Pack!  Die Lumpen Lenin und Marx und Mao seien für alle Zeiten verflucht - Es lebe dat gesundete stolze Volksempfinden. Der gesammelte deutsche Natioanalismus - über  Alles inne Welt" -  Dabei überschlug sich seine Stimme.   Nachdem er sich einige Zeit später wieder gefaßt hatte, trat er mit seiner Erna in den "Schrebergarten- und Hinterhof-Verschönerungs-Verein e.V. ein, wo er eine steile Karriere gemacht haben soll. 

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