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                                Paul-Heinz Katdzschmarreck  vor Gericht

 

"Herr Katdzschmarreck, Sie zählen ja schon zu meinen Stammkunden und  jetzt sind Sie und einige Ihrer Angehörigen bereits wieder angeklagt.  Nun erzählen Sie dem Gericht einmal, warum Sie nun wenige Tage nach Ihrer Entlassung aus der Haftanstalt schon wieder zwei Einbruche mit Diebstahl  sowie schwere Körperverletzung begangen haben. Nennen Sie bitte vorher  das Geburtsdatum und ihren Wohnsitz."  "Also, Herr Gerichts-Oberrat, erstens Mal muß ich hier verkündigen, dat ich nix dafür  kann, dat Se mich schon widder eingeladen haben. Haben Se nach dat Alter von meine Alte gefragt, oder ob ich geboren bin? Dat könne Se ruhig wissen, dat ich nich  mehr der Jüngste bin un kurz vor de Rente von mein Gewerbe stehe, aber sons bin  ich noch ganz gut drauf, da können Se jeden fragen, wennse wollen.  Dat mit meine Wohnaufenthaltung un dat mit mit dem Bruch zusammen mit die Verletz lichkeit von die Frau, da komm ich noch drauf.  Der Anton Pachulke, den kennen Se ja auch mit seine Frau vonne Verhandlungen, bei den wohn ich im Haus un der sacht immer, die Katdzschmarrecks, die haben  schon ne ganze Ewigkeit "unter uns gewohnt", dat wissen Se ja vonnet heiligen Abendmahl inne Kirche, da beten Se sowat ja auch immer, "und er hat unter uns  gewohnt", oder gehn Se vielleicht auch nich mehr inne Kirche?. Sie wissen ja, Herr Oberrechtsdirektor, ich wohn mit meine ganze Famillie inne 3-Zimmerwohnung,  inner 5. Etage vonne Kohlenstraße,  in unsere Kolonie mit unser Opa, de Oma und die ihr Bruder mit seine Frau und die 4 Töchter, dann Onkel Hubert mit seine  Holde und die 5 Bengels un dann natürlich meine Erna mit unsre 6 Penns."   "Herr Katdzschmarreck, ich habe mitgezählt. Ihre Wohnung ist ja mit 23 Personen total überbelegt, das kann doch wohl etwas nicht stimmen."   "Jezz mal langsam, Herr Hauptgerichtsrat, watt wollen Se denn damit sagen, dat dat  nich gehen soll, oder ich Ihnen im Angesicht von die ganze Eidesformel anlügen tu.  Die wohnen zwar alle bei mich un meine Erna, aber auch nich so direkt. Ich will Sie  dat einfach mal  in alle Ruhe außennanderklamüsern. Also, von die vier Töchter von  den Bruder von unser Oma und Onkel Hubert seine Alte, die gehen auf en Strich,  direkt bei Sie gegenüber und übernachten meistens bei die Freiers oder bei ihre  Zuhälters. Vielleicht kennen Se ja auch die eine oder andere von die Damens,  weil die dat ehrenwerte Gewerbe ja hier in Ihren Bezirk, direkt vor Ihre  Nase, wie ich  Sie schon beliebte zu klären, seit anno Toback nachgehen. Un nu zu Onkel Hubert  und 4 von seine Jungens, genau wie die 5 Flegels von mich un meine Frau, dat heißt,  die sind ja nich alle von mich, sondern mehr so von einige Kollegen ausse Kolonie.  Aber dat mitte Jungs müssense ja doch besser wissen als ich, denn die habense,  vielen Dank auch noch, innen Knast geschickt. Die Herrschaften wohnen ja vorrüber gehend für die paar Jährkens bei Sie in Untermiete un haben nur die Klamottens bei  uns inne 4 Wände. Un de andern Jungens sind auf Montage, dat heißt, immer auf  Achse, um mal ganz ehrlich zu sein, die helfen, dat de Mädchens vonnen Ostblock  zu uns innen Westen auffe Arbeit kommen.   Den Opa un den Schwager von ihn, müssen Se ja sich wohl auch noch dran denken,  die liegen doch seit ner langen Weile innen Bergmannsheil, zusammen mit die zwei  Jungens von ihn un mich, wegen die schwere Schlägerei, von die Se noch hinter die  Löffels geschrieben haben, dat dat nich mehr vorkommen soll, sonst setztet Saueres. Un nu zu unser Omma, die meint immer, dat se Zarin von Russland wär. Un die Tage hatse auffe ganze Straße erzählt, alle sollen zu sie Frau Bundeskanzlerin sagen. Die Tage isse dann mit de grüne Minne nache Klappse gefördert worden. Bleibt also  meine Erna un meine Wenigkeit allein in die große Wohnung. Die Erna, die, dat weiß  doch die ganze Kolonie, die hat en Krösken mit den Obersteiger von Zeche Prosper II, deshalb kriech ich die nie zu packen. Als ne freundliche Anerkennung für die Dienste  von meine Alte gibbet für mir auch immer die Briketts von ihn als Deputat.  Jetz kucken Se aber dumm ausse Wäsche, dat ich ganz allein auf 3 Zimmer wie nen  Fürst resediere. Der Anton Pachulke liecht mich schon seit lange Dauer in de Ohren,  dat ich 2 Zimmer vermieten soll, möbiliert versteht sich, weil ich die mit mich allein  garnich belegen kann. Wo is also dat Problem für Sie, verehrten Herr Oberrechts- direktor?".       "Angeklagter, so genau wollte ich das gar nicht wissen. Bitte kommen Sie endlich  zur Sache."          "Also, dat können Se mit Paul-Heinz Kadtzschmarreck nich machen. Erstens fragen Se mich so dösig en Loch innen Bauch und dann schneiden Se mich den Satz im  Mund ab. Un jezz seien Se mal nich so zappelich, weil Se zu die eigentliche Sache  hören wollen, wofür dat ich denn hier vorren Kadi stehe und dat ich nich anders kann,  weil Se mich auch immer in so komplexizierte Fragen einwickeln. Dat sollen Se sich  ruhich mal hinter die Ohren gesacht sein können. Man wird hier in den hohen Saal  ja noch ganz rammdösig un man weiß garnich mehr, wo einen der Kopp noch stehen tut.   Also dat mit den Bruch, dat war ganz einfach so. Zu unser Oma, als se noch so eingermaßen sauber ticken tat, hab ich gesacht, dat se Schmiere stehen soll und zwische de Zahnlücken pfeifen muss, wie se dat ja immer  tut, wenn da son Bulle oder sowat ähnliches umme Ecke kommen täte. Onkel Hubert,  noch vor seine Knast-Karrere, und unser Opa mit zwei von die Jungs haben mich den  ganzen Werkzeug-Ausrüstungs-Kram geschleppt. Denken Se bloß nich, wat dat für  ne Maloche is, wenn einen, wie ich, nen sauberen Bruch hinlegen will un wat man  dafür alles braucht annet Materal un Spezalwerkzeuch-Klamotten. Abber ich sach  immer, gelernt is gelernt. Wenn ich Sie sagen soll, wat dat alles heutzutage kosten tut,  fallen Se vom Glauben ab. Eigentlich macht dat mit de Brüche keinen richtigen Spaß  mehr, dat könne Se mich ruhig glauben. Da musse schon nen paar Brüche hinlegen,  bisse die Knete un  dat alles von Penunzen widder reinhas. Meine Alte, die Erna  vonnen Steiger, wissen se ja, mußte immer mitgehen zum Aufpassen, dat die nich inne brenzliche Sitation, wenn ich grade mitten inne Maloche bin, nicht mit dat Saufen  anfangen und mich de ganze Tour vermasseln. Dann steh ich da eventeel mit meinen  kurzen Hemd und inne ganzen Bransche bisse unten durch. Alle sagen dann, siehse, der Paul-Heinz, typisch. Un wenn dich dat noch mal passiert, hasse bei die Expertens ausge- schissen bis innen Eiszeit un zurück. Sowat will ich nich auf meine Ehre sitzen lassen,  wenn se verstehen, wat ich mein, denn dat alles vonne Ehre un so, dat haben Se ja doch  anne Gerichtsunität studiert.  Also Paul-Heinz, hab ich zu mich gesacht, den Bruch, den lechse sauber hin, wie sich dat  unter anständige Kumpels gehört. Ich hab dann dat Schloß vonne Haustür gebohrt un mich dabei fast nen Finger abgerissen, so dat ich schon auf Hundert war. Als dann noch die  blöde Kuh aussen Schlafzimmer angewetzt kam, un so dösig fragte. "Wat is denn hier los?"  Geehrten Herr Gerichtsoberrat, wenn ich eins nich vertragen kann, wennse grade inne  Arbeit bis, datte einfach so vonne Seite angequatscht wirs, dat können Se bestimmt auch  nich ab. Jetz verstehnse bestimmt auch, weshalb ich die einen voren Latz geknallt hab.  Alsse dann noch blöd sachte. "Sowat macht man doch nich, wo sind wir denn hier?" hab  ich sie noch einen gefeffert, - un nich von schlechten Eltern. Wie se dann da so friedlich lach un sie noch den Rock so raufgerutsch is, hab ich noch kurz bei mich gedacht, wat  machse jetz dann mit di. "Gelegenheit macht Diebe", hab ich noch so vor mich hin durch en Kopp gehen lassen",  sowat krisse nich alle Tage vorre Flinte. Für sowat, ich will dat Wort hier für Sie un innen hohen Saal nich sagen, wär di noch ganz gut zu brauchen.  Ich hab mich dann annen Riemen gerissen un gesacht, "Schuster bleib bei deine  Leisten", für sonne Geschlechtssachen bisse nich hier. Da können Se mal sehen, wat  ich fürnen feinen Kerl bin un dat Se mich dat auch hoch ankreiden wollen.  Dafür hab ich auch richtich Schore gemacht, den Laptop von den Alten mitte Pornos  drauf, de ganzen Dessus von di für meine Erna, damit di sich bei ihren Steiger  ordentlich sehen lassen kann un ich mir nich schämen muss für ihr. Den Rest  vonne feinen Klamotten hab ich für de Mädchens gedacht. Die sollen doch auffe  Straße ordenlich aussehen, nich so wie Flittchens, un schließlich nich mit de letzten  Fummels am Hintern rumlaufen. damit die Leute mich nich nachsagen, da kannse mal  sehen, wie der Paul-Heinz seine Mädels rumlaufen tun läßt. Dann hab ich noch die  große Flach-Glotze und die Mikrowelle mit di Döners drin, die Werkzeugkiste für  meinen Jüngsten als Erstausstattung, wenner aussen Knast kommt, mitgehen lassen.  Dat mit de Flachglotze muss ich noch wat gutes zu de heutige Zeit sagen, dat sowat einen richtig Freude macht, wennse an früher denks, dat dich mitten Fernseher beim  Bruch dat ganze Kreuz kaputt gemacht has. Am unhandlichsten war noch die Mussik- truhe un den Gefrierschrank. Aber alle vonne Familie haben richtig mit angepackt,  un dat ganze Zeuch weggeschleppt. Auf meine Famile lass ich nix kommen,  so hilfsbereit, wie die alle sind. Unser Opa, noch vonne alten Schule, dat können  Se ihn ruhich extra hoch anrechnen, hat noch zu mich gesacht, schütt dieTante  da auffem Boden noch en Eimer mit kaltes Wasser über den Kopp, damit die sich  bekricht un noch gut von unser Familie spricht. Un nu zu ihre wichtigste Kernfrage, sehr geschätzten Herrn Oberpräsedent, "Warum ich dann noch in die Gerage von den Apotecker, der mit seine  Mischpoke auf Majorka lebt, eingebrochen bin." Dat will ich Se ganz ganau aussennander verpussermantieren.   Ich hab so bei mich als Vorsicht gedacht, wie bringse  die erworbenen Güter  in Sicherheit damit die nich widder von son paar Ganovens geklaut werden, denn  die Brockens sin ja schließlich wat wert un jeden Schweiß hat seinen Preis, wie  einen dat der alte Volksmund so schön sacht.  Als ich dat Tor vonne Gerage mitte Zange aufgemacht hab, habben wir alle  unsere schönen neuen Sachen innen ganzen Raum ordentlich versteckt.  Dann hab ich dat Garagentor widder nach alle Regeln von meine ganze Kunst  einbruchsicher verrammelt. Dat können Se mich abnehmen, dat dat Tor keine  zehn Pferde so schnell  aufkriegen können.  Sehen Se, höchstes Gericht, an wat man alles denken muß, denn Se wissen ja  gar nich, wat hier in unsere Gegend alle nasenlang von dat ganze Gesocks  geklaut un eingebrochen wird. Da müssen Se mal so richtig durchgreifen, dat  lassen Se sich ruhig  vonnen Fachmann, wie ich, mal gesacht sein.   Un jetz, nix für ungut. Ich hoffe, dat ich Sie gedient hab un noch en schönen  Tach auch für Se un Ihr hohet Gericht."

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